"Rettet den Fussball vor dieser Berichterstattung"

Ich liebe Fussball. Schauen, Spielen, Diskutieren, Bundesliga, WM, EM, irgendwas ist ja zum Glück fasst immer. Was neben Frauenfussball nicht so gut zum kotzen ist, dass sind die Herren Beckman und Kerner, sowie die sich dem Niveau von Sat 1 immer mehr annähernde Sportberichtersattung der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstallten. Werbung, natürlich, Gewinnspiele, ständige Hinweise auf kommende Beiträge, dämliche Kommentare von Netzer, Urs Meier und Multifunktions-Dauerwerbemann-und-WM-nach Deutschland -Holer Beckenbauer. Der ganzen Expertenriege halt. (wie wird man eigentlich Experte? - o.k., Beckenbauer und Netzer waren begnadete Fussballer, aber sagen wir, Nahost-Experte oder Politik-Experte, der dann bei Christiansen oder im ARD-Brennpunkt sein Meinung absondern darf?) Nun zum eigentlichen Thema: Darüber hat sich der Fachbereich Psychologie und Sportwissenschaften der Uni Münster auch geärgert und einen offenen Brief an die Sportschau Verantwortlichen geschrieben, indem der Verfall der Sportberichterstattung im öffentlich-rechtlichen Rundfunk kritisiert und eine angemessene Berichterstattung gefordert wird. Dort heisst es zum Beispiel:
"Die Verantwortlichen haben offensichtlich einen erwachsenen Zuschauer vor Augen, der vom Fußball nichts versteht und der durch ständige Wiederholungen von Selbstverständlichkeiten und Ankündigungen auf das bevorstehende Vergnügen hingewiesen werden muss. Dieser Art von Berichterstattung wohnt eine Tendenz zur Infantilisierung inne.
Durch die permanente, aufdringliche Berichterstattung über das vermeintlich Spektakuläre und , manchmal auch über das auf das AbstruAbstruse wird ein völlig verzerrtes Bild des Fußballs erzeugt. In den sowieso schon kurzen Berichten dominieren Spielelemente, die zwar elementar zum Fußballspiel gehören wie Fouls, Abseits, Fehlschüsse oder Tore, die aber keineswegs die Gesamtheit eines Fußballspiels ausmachen noch den Verlauf eines einzelnen Spiels wiedergeben. Indem die Berichterstattung über die einzelnen Spiele überwiegend die spektakulären Seiten des Fußballs zeigt, wird der Eindruck erzeugt, als ob Fußball nur aus Fehlentscheidungen der Schiedsrichter, Fouls der Spieler, Fehlschüssen oder Toren besteht. Die Zerlegung des Fußballspiels in wenige, nicht-repräsentative Situationen nimmt dem Fußballsport den Spielcharakter. Die Darstellung von Ereignisstafetten, die weitgehend unreflektiert als Höhepunkte inszeniert werden, geschieht oft ohne analytische Kompetenz. So erhält der Zuschauer keine Chance, sich angemessen über ein Bundesligaspiel im Fernsehen zu informieren."

Sehr lesenswert.
Man bedenke, das sich dieses Problem ja nicht nur auf die Fussball-Berichterstattung beschränkt. Sein eigenes "Produkt" zu kritisieren, tut nun mal weh. Die ARD war ja etwa auch mal Sponsor vom "Team-Telekom" und hat jeden Tag stundenlang über die Tour de France berichtet. Da ist Doping natürlich ein ungünstiges Thema... Über Politik-Berichterstattung will ich ja gar nicht anfangen zu schreiben. Das Hauptproblem ist doch: Hey, die Privaten sind scheisse, das weiss doch jeder, da läuft Werbung, die dürfen das. Aber die Öffentliche-Rechtlichen werden von uns finanziert, und dann sollen die doch bitte auch Qualität liefern und nicht dazu beitragen, dass wir alle verblöden. Glotze in den Keller?

Ost-Europa Konferenz

Unterstützt von belgischen, kanadischen und deutschen Experten kamen am gestrigen Samstagabend polnische, ukrainische und tschechische Osteuropa-Fachleute in Warschau zusammen, um aktuelle Probleme der europäischen Integrations- Binnenmarkt- und Aussenpolitik zu diskutieren. Ort der Veranstaltung war ein durchaus hübsch anzusehenes Etablisement. Um die Dynamik der innereuropäischen Austauschprozesse zu unterstreichen, war man später jedoch durchaus bereit andere Orte zu besuchen. In einem komplizierten Abstimmungsprozess wurde dies schließlich mehrstimmig beschlossen. Auf der Tagesordung der Konferenz standen insbesondere folgende Punkte:
  1. nach der orangenen Revolution in der Ukraine - was nun?
  2. wie lange können wir uns noch an den natürlichen Geschmack von frischen Radieschen und Tomaten erinnern? - frisches Gemüse vom Bauern oder das Kilo Tomaten für 99 Cent ?
  3. Kaffee und Bananen zu fairen Preisen kaufen - dafür weniger ins Kino und Kneipe?
  4. Systemvergleich der Einwanderungspolitik Kanada - Deutschland

Das Treffen wurde ergebislos vertagt. Ein deutscher Teilnehmer sagte später exklusiv zu tobistexte: "Von der viel gerühmten Trinkfestigkeit meiner osteuropäischen Kollegen bin ich enttäuscht, da scheinen die uns dann doch nicht das Wasser reichen zu können." höhö...

Journalistisch-redaktionelle Texte ?

Trägt dieses halb-öffentliche "Online-Tagebuch" zur Meinungsbildung bei? Wer liest das hier? Wer bildet sich hier seine Meinung? Worüber? Über Wahlentscheidungen oder über Aktienkäufe? Kann ich mir nicht vorstellen. Da hier aber schon ab und an mal Kommentare und Meinungsäusserungen zu tagesaktuellen politischen und kulturellen Geschehnissen stehen sollen, sind tobistexte wohl - oho: journalistisch-redaktionell (Bilder von der Redaktion folgen) man lese etwa:

Als Faustformel gilt: Texte, die zur Meinungsbildung beitragen, sind redaktionell-journalistisch. Enthält beispielsweise eine Homepage kontinuierlich Kommentare oder Stellungnahmen zu politischen oder kulturellen Themen, trägt das zur Meinungsbildung bei. Gleiches dürfte bei integrierten Newstickern auf der Website gelten. Reine Produktbeschreibungen oder Dienstleistungsdarstellungen sind hingegen keine journalistisch-redaktionelle Texte.
Tragen die Texte auf der Homepage zur Meinungsbildung bei, so verlangt § 10 Absatz 3 des so genannten Vertrag über Mediendienste (kurz MDStV) die Nennung eines Verantwortlichen, der für den journalistischen Inhalt gesetzlich gerade steht.
hier gefunden und nun?

Zitat des Tages

"Wenn man Journalisten persönlich kennt, ist man immer überrascht, wie gut ihre Artikel dann doch noch sind." - Gerhard Kocher

gefunden bei Wikiquote

Du bist Deutschland

Wie leicht es ist, dämliche Mutmach-Kampagnen wie "Du bist Deutschland" zumindest im Internet zu Kleinholz zu zerlegen, lässt sich zur Zeit hier, hier und hier beobachten.

Ich kann mich nur anschließen: Ihr, nicht ich!

Wo sind die Russen auf dem Russenmarkt?

russenmarkt

Der Russenmarkt im Stadtteil Praga. Rund um ein abriss-reifes Stadion gelegen. Heißt aber auch „Stadion des Jahrzehnts" und nicht Allianz- Commerzbank- oder AOL-Arena. Gut, dafür die WM nächstes Jahr in Deutschland. Gute Zeiten hat es wohl nie gesehen: 1955 gebaut, sollte es mal Leistungszentrum und Vorzeige-Sportstätte des kommunistischen Polens werden. Leider war nach dem Bau kein Geld mehr für die Sportler übrig, sodass die riesige Schüssel 30 Jahre nicht genutzt wurde. Bis Händler dort rundherum ihre Verkaufsstände aufschlugen, die man dort bis heute nicht mehr los wird. Es gibt zwar, wie man hört, immer wieder Diskussionen dem ganzen ein Ende zu bereiten; die Händler zu verjagen und das Stadion dem Boden gleich zu machen, aber nun, es ist kein Geld da und so gibt es dort mittlerweile auch eine Polizeistation, die für Ruhe und Ordnung sorgen soll. Dies beschränkt sich jedoch vermutlich, wie so oft hier, auf das Verteilen von Strafzetteln für Trinken in der Öffentlichkeit. Wer sich in Polen sicher fühlen will, zum Beispiel, wenn es um sein Häuschen oder seine Wohnung geht, der engagiert einen privaten Sicherheitsdienst - ein Anruf pro Monat kostenlos. Dennoch, die Polizei zeigt Präsenz auf dem Russenmarkt.
Touristen gewinnen nach Lektüre des einen oder anderen Reiseführers den Eindruck, dass sie dort in ein Krisengebiet fahren würden und lassen ihre Geldbörse und ihre schöne Kamera im Hotel liegen . Ganz zum Ärger der Taschendiebe, die dann doch kein Gerücht sein sollen. Am Markt angekommen offenbart sich ein relativ unspektakuläres Bild. Wer etwa erwartet, dort Plutonium, Waffen oder Frauen angeboten zu bekommen, der wird enttäuscht. Sogar der Handel mit DVDs ist verboten. Ein (fasst) normaler Markt. Eben etwas größer. Gehandelt wird mit Obst, Gemüse und Kleidung aus Fernost. Jedoch fragt man sich, wo denn die Russen sind, die meisten Händler scheinen aus Vietnam zu stammen. Garagen-ähnliche Buden und Container reihen sich aneinander und bilden ein schier undurchschaubares Labyrinth kleiner Einkaufsstraßen. Alles hier scheint aus Fernost zu stammen: Radiowecker, Sonnenbrillen, Schirmmützen, Turnschuhe und Kleidung eben. Und die Markenartikel - alle so günstig! Wer hungrig ist, stärkt sich an einem der zahllosen Imbisse und wer Zigaretten braucht, bekommt die auch hier, gleich stangenweise.
Also alles nicht so schlimm. Dennoch, jemand der sich hier nicht auskennt, fühlt sich doch ein wenig unwohl, man ist eben fremd hier. Ausserdem hält man Ausschau nach den Taschendieben. Zu guter letzt zahlt man als Touri, der sich durch stümperhaftes Polnisch oder gar Englisch outet, saftige Zuschläge. Ihr habt´s ja, denken die sich wohl, nicht ganz zu unrecht. Wem das alles nicht passt, der kann ja einige Strassen weiter in das nigel-nagel-neue Einkaufszentrum gehen. Da ist heile Welt. H&M, Saturn und Carrefour. Und private Sicherheitsleute. Kameras natürlich auch.

stadion des jahrzents1
stadion des jahrzents

Schwampel: Gegen-Maßnahmen

Einfach mal einmischen, ratz-fatz erledigt: Anti-Schwampel-Mailvordrucke

Polen I

Was schade ist: Polen, die schlecht Englisch sprechen. Zu wenig Polnisch zu verstehen, um sich vernünftig unterhalten zu können. Angestelle im diplomatischen Dienst, zum Beispiel aus Spanien, die sich darüber aufregen und zudem hier alles hässlich und scheisse finden (by the way: was machen eigentlich die ganzen Diplomaten und ihre Bediensteten in aller Welt?)
Was Polen nicht mögen: Deutsch-Russiche Gasleitungen, Erika Steinbach, Vorsitzende des Bundes der Vertriebenen und deren Pläne für ein Vertriebenzentrum in Berlin. Dazu sagt zum Beispiel Lech Kaczynski, national-konservativer Präsidentschaftskanditat der Partei "Recht und Gerechtigkeit", dass, sollte in Berlin ein "Zentrum gegen Vertreibungen" entstehen, die Regierung in Warschau mit dem Bau eines Museums reagieren müsse, in dem die deutschen
Verbrechen im Zweiten Weltkrieg im Vordergrund stehen. Und mit dieser Meinung ist er durchaus kein Aussenseiter. In Polen sieht man in diesem Projekt den Versuch einer Änderung oder anderen Interpretation der Geschichte. Die CDU kann nicht ernsthaft einen Ort des Revanchismus unterstützen. Aber gut, das Problem der Vertriebenenlobby regelt sich mit der Zeit schon auf natürlichem Weg, wenn es keine verwirrten Nachfolger gibt. Ein ganz schlechtes Thema sind auch Vermögensansprüchen gegenüber Polen, wie sie von seltsamen Gruppierungen wie "Landsmannschaft Ostpreußen" erhoben werden. (wieso sind die eigentlich nicht verboten ?
Zuletzt: Aljaksandr Lukaschenko , in polnischen Medien mit roter Clowns-Nase abgedruckt, sollte auch mal langsam das Handwerk gelegt werden. Diktator, schikaniert Medien und Oppositionelle und weist polnische Diplomaten aus. Und das mitten in Europa, wo liest man darüber?

GEZ-Gebühren-Verschwendung: deutsche Korrespondenten nach Polen schicken, die kein polnisch können (oder mittlerweile gelernt?) Gibt es nicht junge talentierte Journalisten, die kameratauglich sind, fehlerfrei ein paar Sätze aneinander reihen können UND polnisch sprechen ?

Demnächst hier der erste Teil der Reihe "Warschau-Special" - Wir empfehlen Kaffees. Da die herkömmliche Zeitung hier als Beschäftigungsmaßnahme zu versagen scheint.

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