Koalitionsvertrag

Was sind zum Beispiel:
  • Bahnschnellsysteme und Transrapid-Referenzstrecken ?
  • hochinnovative Leuchtturmprojekte ?
  • One-Stop-Anlaufstellen ?
  • Das "Gesetz zur
    Beschleunigung der Umsetzung von Öffentlich Privaten Partnerschaften " ?
  • Das "Fernstraßenbauprivatfinanzierungsgesetz" ?
Wer so etwas schreibt hinrotzt, scheint sich für seine Leser Wähler nicht sonderlich zu interessieren. Oder er will nicht verstanden werden.

Dazu ein Zitat, das ich heute gelesen habe:
"Der Gesetzgeber soll denken wie ein Philosoph und reden wie ein Bauer." (Gustav Radbruch)

Zum Download des Monsters
Eine Zusammenfassung bei lautgeben.de
NavigatorSchneiberg - 15. Nov, 20:49

Ich möchte sicher keinen Politiker, der wie ein "Bauer" spricht (wenn man mal das Klischee und nicht den Agrarwirt meint), obwohl er wie ein Philosoph denkt, uns also verarscht. Wer wie ein Philosoph denkt, soll ruhig auch wie einer reden. Besser eine Welt ohne BILD als ohne DU.
Aber du hast sicher nicht Unrecht, was die Sprache in solchen Verträgen anbelangt. Nur, einen Text in aalglatter Kommunikationsperfektion möchte ich auch nicht. Sogar ganz bestimmt nicht. Da würden bei mir sofort die Misstrauenssirenen aufheulen.
Ich denke, wir haben ein viel zu verlogenes, idealistisches Bild von Politik. Da schniefen wir uns in die eigene Tasche. Politik ist kompliziert, ungenau, improvisiert, manchmal geschummelt, manchmal geht's schief oder zu langsam. Ab und zu kommt auch was dabei raus. Die Deutschen sind aber scheinbar kein Volk der Dichter und Denker, sonst würden wir diese Fuzzi-Logic, mit der ein Land wie das unsere halt regiert wird, akzeptieren. Nein, wir sind Ingenieure. Alles muss passen, klappen, flutschen. Alles muss von Anfang an surren. Wir brauchen Pläne, verständliche Texte, klare Ziele. Politiker mit Visionen (Horror!). Wir sind Idealisten statt Pragmatiker. Wir träumen von einem besseren Land ohne zu verstehen, dass wir bereits im Paradies leben.

tobistexte - 15. Nov, 21:45

Wie ein Philosoph zu denken, bedeutet jedoch nicht, dass man besonders kompliziert reden oder schreiben muss. Sicher sind viele Probleme in der Politik nicht einfach zu verstehen, was mich aber ärgert ist, dass (hier im Koalitionsvertrag) garnicht erst vesucht wird, sie zu erläutern. Ich will auch keine glatte Kommunikationsperfektion, sondern einfach verständliches Deutsch. Oder was ist "hochinnovativ"?

NavigatorSchneiberg - 15. Nov, 22:36

Damit hast du Recht. Vor allem mit der sprachlichen Klarheit philosophischer Gedanken (von komplexen ontologischen und formallogischen Theoremen vielleicht mal abgesehen).
Die Sprache des Koalitionsvertrages stammt vermutlich von einem Schreiber, dem die Hülsen, mit denen wir uns täglich umgeben, nicht mehr auffallen. Es gibt viele solcher Texte in den Vorstandsetagen der deutschen Wirtschaft, in juristischen Kanzleien, bei wissenschaftlichen Kongressen, bei Politikern und vor allem in Marketingagenturen. Meine erstaunliche und ernüchternde Erfahrung ist, dass diese Menschen es einfach nicht besser ausdrücken können. Sie bringen in ihre Gedanken nicht die nötige Klarheit. "hochinnovativ" steht dort nicht, das möchte ich wetten, weil der Verfasser damit ein spezifisches Konzept verfolgt oder im Gegenteil eine taktische Verschleierung durchführen möchte. Es steht dort, weil es das erste und einzige Wort war, das ihm in diesem Satz an dieser Stelle einfiel. Er hält es für ein normales Wort. Er kann es nicht besser. Aber das ist nicht unbedingt ein Grund zur Verzweiflung. Wer regiert, hat keine Zeit zu schreiben. Der Verfasser, auch von Politikerreden, ist nicht der Politiker. Ist der Text schlecht, ist es ein schlechter Schreiber, nicht zwangsläufig ein schlechter Inhalt. (Mhm, werde ich grade aus Versehen zum Verteidiger des Koalitionsvertrages? Dabei kenne ich ihn gar nicht.)

Sag mal, warum kann man dein Blog nicht abonnieren?
tobistexte - 15. Nov, 23:44

Dort steht "Clusterbildung und hochinnovative Leuchtturmprojekte" und dies ist ein Untergliederungspunkt von "Wirtschaft und Technologie", übrigens ein ähnliches High-Tech und Technologietransfer-Blabla wie es ihn schon seit Mitte der 80er Jahre gibt. Ich würde dieser Formulierung schon Strategie unterstellen, will aber auch nicht alles schwarz malen. Wie war das mit dem guten Brauch? 100 Tage Schonfrist? Ich meine nur, dass politische Entscheidungsträger (oder deren Texter/ Redenschreiber) dem Wäher gegenüber in der Pflicht stehen, einigermaßen genau und verständlich zu formulieren, was sie denn da vorhaben.
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Hannibal216 - 18. Nov, 16:00

Das ist eigentlich nicht notwendig. Wer ließt denn den Koalitionsvertrag außer Leuten, die sich grundsätzlich für Politik interessieren?

Aber zugegeben: Wer am Ticketverkaufsszstem der FIFA scheitert, kann natürlich auch mit anderen Texten Schwierigkeiten haben *lol

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